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Georg_g
29.03.2005, 17:36 Uhr
Schlechte Autofahrer - @ FLiszt
Wow, da hast du ja sämtliche Register gezogen und bist weit in die Vorgeschichte der Evolution zurückgegangen, aber dennoch fand ich eine Erkenntnis wieder bestätigt: Der Mensch neigt ganz offenbar zum Verallgemeinern. Engländer sind freundlich, Italiener sind heißblütig, Holländer können keine Kurven fahren.
Für mich haben die länderspezifischen Unterschiede, die ja zweifelsohne existieren, eine viel simplere Ursache. In erster Linie sind das die drohenden Strafen bei Verstößen, denn wo man nichts befürchten muss, da wird man es mit der Regeltreue auch nicht so genau nehmen. Noch vor wenigen Jahren war es in Italien üblich, dass Motorradfahrer keinen Helm trugen und dass rote Ampeln im Stadtverkehr von Rom praktisch keine Bedeutung hatten. Das hat sich allerdings erheblich geändert, seit man in Italien die Bußgelder drastisch angehoben hat und weiterhin regelmäßig (etwa alle zwei Jahre) anhebt. In Großbritannien kostet eine Geschwindigkeitsüberschreitung um 20 km/h etwa 250 Euro und es wird dort auch regelmäßig kontrolliert. In Kroatien kostet der gleiche Verstoß etwa 15 Euro und Kontrollen sind sehr selten. Schau dir nur so manche Einträge auch hier im Forum an, wo jemand in der Probezeit 10 km/h zu schnell fuhr und geblitzt wurde, und nun höchst besorgt ist, ob er zur Nachschulung muss. Erfährt er dann, dass außer einem Verwarnungsgeld in Höhe von 10 oder 20 Euro nichts weiter passiert, ist die Erkenntnis, dass man ja dann ruhig öfters mal etwas zu schnell fahren könne. Man orientiert sich eben immer an den zu erwartenden Sanktionen.
Was deine Ausführungen zum Thema "Frau am Steuer" betrifft, so haben sich da meines Erachtens auch ein paar Halbwahrheiten eingeschlichen. Richtig und auch wissenschaftlich belegt sind neurologische Unterschiede zwischen Männern und Frauen, die z.B. dazu führen, dass Frauen eine etwas schlechtere räumliche Orientierung haben. Die kleine Stichelei über die Frau, die ihr Auto auf dem großen Parkplatz nicht wiederfindet, hat also zumindest im Kern auch ein Fünkchen Wahrheit.
Die anthropologischen Aussagen über Männer, die Jäger, Kämpfer und Krieger sind, halte ich aber für etwas übertrieben. Auch wenn man Evolution und Genetik nicht einfach wegwischen kann, so ist der moderne Mensch eben kein Australopithecus oder Neandertaler, der jeden Rivalen aus dem Weg räumen muss. Und auch die These, dass ein Versteck- und Totstellreflex bei Frauen eine "völlig normale und nachvollziehbare Reaktion des weiblichen Gehirns" sein soll, halte ich für etwas gewagt.
Auf die Frage, ob denn nun Männer besser fahren oder nicht doch die Frauen, möchte ich mal nicht weiter eingehen. Das Thema ist sehr vielschichtig und lässt sich auch nicht mit einfachen Statistiken der Kraftfahrtversicherer oder dem Zahlenmaterial des Verkehrszentralregisters (Punktekonto) beantworten. Einen kleinen Einblick in die Problematik gibt es hier: http://www.arbeit-und-gesundheit.de/zeige_seite.ph
p?artikelid=3&collectionname=Ausgabe_2000_07
Aber eigentlich ging es mir ja hauptsächlich um die wiederkehrende Behauptung, dass "zufällig" immer die Personen der benachbarten Landkreise so schlechte Fahrer sind. Und diese Behauptung erscheint mir eben als barer Unsinn. Die Frage im Ausgangsbeitrag des zwischenzeitlich geschlossenen Threads lautet ja "Aus welchen Landkreisen kommen eurer Meinung nach die schlechtesten Autofahrer?"
Solange die Deutschen das Reißverschlussverfahren nicht kapieren (oder es zwar kapieren, aber dennoch nicht anwenden) und solange auf 3-spurigen Autobahnen immer in der Mitte gefahren wird, obwohl rechts alles frei ist, solange muss ich auch zur Erkenntnis kommen, dass die Deutschen nicht die Helden am Steuer sind, die sie immer zu sein glauben, egal aus welchem Landkreis sie kommen.
Und noch zum Zen-Meister Shunryu Suzuki, der da gesagt hat: "Im Geiste eines Anfängers gibt es viele Möglichkeiten, in dem eines Experten nur wenige." Das klingt natürlich sehr weise, aber es heißt doch lediglich, dass der Experte durch Erfahrung schon so viele potentielle Möglichkeiten ausschließen kann, dass er sich auf die verbleibenden konzentriert, während der Anfänger erst mal durch "trial and error" diese Erfahrungen sammeln muss.
PS: Darf ich aus der Tatsache, dass du keine Umlaute verwendest, schließen, dass du nicht im deutschsprachigen Raum wohnst?
FLiszt
30.03.2005, 12:04 Uhr
zu: Schlechte Autofahrer - @ FLiszt
@georg_g:
»(...) aber dennoch fand ich eine Erkenntnis wieder bestätigt: Der Mensch neigt ganz offenbar zum Verallgemeinern. Engländer sind freundlich, Italiener sind heißblütig, (...)«
Ist ja wohl in einer derartigen Diskussion auch gar nicht anders moeglich, da wir nicht _jeden einzelnen_ Englaender/Italiener/Hollaender/sonstwen persoenlich kennen, geschweige denn hier aufzaehlen koennen. Man kann also nur von Tendenzen ausgehen.
Korrekterweise haette ich in meinem Originalposting "im allgemeinen" oder "die meisten" oder so eingefuegt.
Aber trotzdem kann ich mich deiner Aussage, dass persoenliche Beobachtungen - psychologisch bedingt - immer falsch sind (gar falsch sein muessen) nicht anschliessen.
»Für mich haben die länderspezifischen Unterschiede, die ja zweifelsohne existieren, eine viel simplere Ursache. In erster Linie sind das die drohenden Strafen bei Verstößen, (...)«
»Man orientiert sich eben immer an den zu erwartenden Sanktionen.«
Diese Meinung wird uns noch direkt in die Orwell'sche Ueberwachungs- und Bestrafungsgesellschaft fuehren. Tendenzen dazu sind ja deutlich zu erkennen.
Ich glaube (oder hoffe?), dass es noch eine ganze Menge Leute gibt, die auch ohne drohende Sanktionen nach - geschriebenen oder ueberlieferten - gesellschaftstauglichen Gesetzen bzw. Verhaltenskodex handeln.
Denkt man den Gedanken konsequent weiter, so muessten wir ja alle zu wilden Raeuber- und Moerderbanden werden, sobald wir in Laender oder Gegenden kommen, wo unsere Verbrechen dank mangelnder Polizeipraesenz vermutlich straffrei ausgehen wuerden. Warum ist das aber nicht so?
»In Großbritannien kostet eine Geschwindigkeitsüberschreitung um 20 km/h etwa 250 Euro und es wird dort auch regelmäßig kontrolliert.«
Und trotzdem Fahren die Briten ca. 20% ueber "Limit" (...ueberdurchschnittlich viele Briten, in ueberdurchschnittlich vielen Faellen, um dem Vorwurf der Verallgemeinerung vorzubeugen).
Auf der M4 (London-Windsor-Westengland) sind stationaere Radarfallen aufgestellt, ebenso auf der M25 (London-Stadtring). Auf diesen Autobahnen sind 80 mph erlaubt. Die Dinger loesen ueberhaupt erst ab 110 mph aus.
»Einen kleinen Einblick in die Problematik gibt es hier«
Schoener Link, vielen Dank - aber die dortige Information kommt mir doch recht "selektiert" vor, und die daraus gezogenen Schluesse sind meiner Meinung nach nicht durchgaengig haltbar.
»Auch wenn man Evolution und Genetik nicht einfach wegwischen kann, so ist der moderne Mensch eben kein Australopithecus oder Neandertaler (...)«
»(...) Und auch die These, dass ein Versteck- und Totstellreflex bei Frauen eine "völlig normale und nachvollziehbare Reaktion des weiblichen Gehirns" sein soll, halte ich für etwas gewagt.«
Warum?
Schon mal darueber nachgedacht, wie lange die Evolution fuer eine Anpassung an veraenderte Lebensumstaende braucht?
Schau mal: Den Menschen in der heutigen Form gibt es seit vermutlich ca. 100000 - 200000 Jahren. Vor 10000 Jahren sind wir noch mit Faustkeilen und Fellen rumgelaufen. Vor 500 Jahren wurden noch Menschen verbrannt, fuer die Behauptung die Erde sei rund. Der Verbrennungsmotor wurde vor ca. 100 Jahren erfunden. Das Problem "Frau am Steuer" existiert seit ca. 50 Jahren. Das sind gerade mal 2 Generationen!
Das menschliche Gehirn ist einfach nicht an die veraenderten Lebensumstaende durch die sich exponentiell entwickelnde Technologie angepasst, wie auch, in so kurzer Zeit! Unsere Hirne sind nach wie vor fuer Geschwindigkeiten bis 30 km/h und Schraeglagen bis 20 Grad (Prof. Eberspaecher) ausgelegt, daran kommen wir einfach nicht vorbei. Alles was darueber liegt, bringt uns in eine selbstgeschaffene Stress- bzw. Notsituation, und damit kann halt das eine Gehirn besser umgehen als das andere, wie ich schon in meinem Ausflug in die Evolution dargelegt habe.
Natuerlich werden die Auswirkungen auf diese Tatsachen durch Training etwas gemildert. Aber wenn es dann zu echten (oder vermeintlichen) Notsituationen kommt (vorrausfahrender Gespannfahrer geraet ins Schleudern, Mercedes Testfahrer kommt mit 300 von hinten, oder dergleichen), dann ist das evolutionaer auf Notsituationen spezialisierte Gehirn einfach im Vorteil.
Diese evolutionaer tief verankerten Reflexe haben wir einfach und koennen sie nicht wegdiskutieren. Auch ich selbst habe mich durch verflixte Schutzreaktionen (Handeln wider besseren Wissens) schon mehrfach "lang" gemacht.
»Aber eigentlich ging es mir ja hauptsächlich um die wiederkehrende Behauptung, dass "zufällig" immer die Personen der benachbarten Landkreise so schlechte Fahrer sind. Und diese Behauptung erscheint mir eben als barer Unsinn«
Da stimme ich dir zu, das ist wohl Unsinn.
»Und noch zum Zen-Meister Shunryu Suzuki, der da gesagt hat: "Im Geiste eines Anfängers gibt es viele Möglichkeiten, in dem eines Experten nur wenige." Das klingt natürlich sehr weise, aber es heißt doch lediglich, dass der Experte durch Erfahrung schon so viele potentielle Möglichkeiten ausschließen kann, dass er sich auf die verbleibenden konzentriert, während der Anfänger erst mal durch "trial and error" diese Erfahrungen sammeln muss.«
Ich verstehe es in dem Zusammenhang eher als "der Anfaenger hat noch einen offenen Geist", bereit, Neues unvoreingenommen zu pruefen und aufzunehmen. Und von "trial and error" war da gar nicht die Rede; das Zitat stammt aus einem Buch ueber Fahrtechnik fuer Motorradfahrer - da hat man sich nach den ersten paar "trial" die zum "error" fuehren recht schnell selbst aus der Evolution selektiert.
»PS: Darf ich aus der Tatsache, dass du keine Umlaute verwendest, schließen, dass du nicht im deutschsprachigen Raum wohnst? «
Nein. Ich wohne wieder im deutschsprachigen Raum. Aber als Programmierer brauche ich fast nie Umlaute, aber andauernd Klammern und gewisse Sonderzeichen ohne fingerverrenkende Tastenkombinationen, deshalb verwende ich (seit ewiger Zeit) Tastaturen mit US-Layout.
Grüße,
FLiszt
Georg_g
30.03.2005, 15:51 Uhr
zu: Schlechte Autofahrer - @ FLiszt
Denkt man den Gedanken konsequent weiter, so muessten wir ja alle zu wilden Raeuber- und Moerderbanden werden, sobald wir in Laender oder Gegenden kommen, wo unsere Verbrechen dank mangelnder Polizeipraesenz vermutlich straffrei ausgehen wuerden. Warum ist das aber nicht so?
Das ist vermutlich deshalb nicht so, weil zwischen einem kriminellen Unrecht (Mord, Totschlag) und einer kleinen Ordnungswidrigkeit (Falschparken, zu schnell fahren) doch ein erheblicher Unterschied besteht.
Ansonsten muss ich dagen, dass trotz der extrem langsam ablaufenden Evolution die archaischen Verhaltensweisen nicht so präsent sind, dass sie einen im Alltag beeinträchtigen würden. In der Mitte des 19. Jahrhunderts war man der Meinung, dass Geschwindigkeiten oberhalb von 30 km/h Geisteskrankheiten auslösen würden. Naja, bei manchen Fahrern hat man diesen Eindruck schon ;-)
Im Straßenverkehr spielen eben nicht nur Reflexe eine Rolle, sondern auch die persönliche Einstellung. Und gerade weil Frauen hier m.E. weniger als "Kämpfer" und "Jäger" in Erscheinung treten und nicht wie ein Bonobo-Männchen ihr Revier verteidigen müssen, haben sie häufiger ein geringeres Risiko, dass sie in einen schweren Unfall verwickelt werden, weniger Probleme mit der Polizei, seltener Fahrverbote etc.
Vor 500 Jahren wurden noch Menschen verbrannt, fuer die Behauptung die Erde sei rund.
Ich glaube, das ist ein Mythos. Weder Kopernikus noch Galilei wurden Opfer der Inquisition. Dafür werden heutzutage Autofahrer an den Pranger gestellt, weil sie aus Belgien sind. Das ist die Inquisition des 21. Jahrhunderts ;-)
Amtliche Prüfungsfrage Nr. 1.5.01-003 / 3 Fehlerpunkte
Was muss regelmäßig gewartet werden, um zu hohen Kraftstoffverbrauch und übermäßigen Schadstoffausstoß zu vermeiden?
Vergaser oder Einspritzanlage
Motor-Luftfilter
Zündanlage
Amtliche Prüfungsfrage Nr. 1.2.10-004 / 3 Fehlerpunkte
Sie wollen aus einem verkehrsberuhigten Bereich in eine Straße einfahren. Von links kommt ein Radfahrer. Wer muss warten?
Der Radfahrer muss warten
Beide müssen anhalten und sich dann verständigen
Sie müssen warten
Amtliche Prüfungsfrage Nr. 1.1.04-102 / 3 Fehlerpunkte
Kann es gefährlich werden, wenn man von einer hell erleuchteten in eine dunkle Straße einbiegt?
Nein, wenn Sie mit Abblendlicht fahren
Ja, weil Fußgänger schlechter zu erkennen sind
Ja, weil sich die Augen nicht so schnell an die Dunkelheit anpassen können
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